Des Moisheles Garten



Ihnen einen herrlichen Tag, werte Nichtmitleserschaft!

In dem meinigenletzten Beitrag schlurften wir durch die virtuelle Gallerie, und besahen uns ein Bildchen. Haben's einmal derzeit geachtet, wenn Sie im Netz auf Bilder gestoßen, wie angeraten? Haben Sie sich Zeit genommen, und das entsprechende Bild näher betrachtet?

Schreiben Sie mir doch bitte, und teilen Sie mir die Ihrige Erfahrung mit

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Es würd' mich sehr freuen, und nun schreiten wir zum nächsten Bild, da es recht viel Spaß macht, solche Betrachtungen. Zumindest mir : )

chair


Es scheint eine recht düstere Abbildung, was wir hier vor uns sehen.

Dennoch ist die Farbkomposition für's Auge angenehm.

Am rechten Bildrand ist eine helle Kassette einer Innentür erkennbar. Eine recht gute Arbeit, wie mir scheint. Es handelt sich bei näherer Betrachtung um eine Holztür. Jo, es muss sich um eine sehr gute und robuste Schreinerarbeit handeln, aus früheren Zeiten.

Der Stuhl, welcher in der Mitte des Raumes einsam und verlassen steht, deutet aufgrund seines Aussehens darauf hin, daß wir uns hier in den 50er Jahren befinden. Damals hat's noch sehr gute Schreinerarbeiten geben!

Der Stuhl, im hellen Sonnenlicht strahlt er sein eigenes Leben hinaus, ist der Mittelpunkt des Bildes. Seine Oberfläche ist noch nicht drastisch abgenutzt. Die dunkle Wand im Hintergrund hebt ihn noch a bisserl mehr hervor. Linker Hand scheint ein Fenster zu sein, sonst würde der einsame Stuhl nicht erstrahlt werden von der Sonn'.

Das Bild ist höchstwahrscheinlich durch ein weiteres, ein gegenüberliegendes Fenster entstanden, denn wie sonst könnte sich die sichtbare Glasstruktur in der Fotografie erklären. Am unteren, sowie am linken Bildrand sehen wir noch dezent den Fensterrahmen, leicht in bläulicher Farbe gefärbt.

Nach dieser kleinen, knäpplichen Sichtung des Bildes können wir die eigenen Gedanken schweifen lassen.

Beginnen wir mit dem Stuhl, werte Nichtmitleserschaft.

Nicht jeder Mensch auf Erden ist Besitzer eines Stuhles, und wie selbstverständlich setzen wir uns täglich auf einen Stuhl. Ein Stuhl lädt zum Bleiben ein, ist aber in der Traumdeutung ein
Nein zu einer Entscheidung, zu einer Situation, an dieser der Betreffende nicht teilnehmen möchte. An der Entscheidung, oder der Situation.

Auch der unsrige Stuhl im Bild ist von guter Handarbeit, und Hand auf's Herz!

Wäre der Stuhl nicht für unser Empfinden a bisserl zu unbequem? Ziehen wir nicht nur Komfort in dem unsrigen Leben, sondern auch schon am Hinterteil vor? Mit weichen Kissen, und angenehmer Rückenlehne? Wie viele Stunden wollten Sie auf dem besagten Stuhl verweilen?

Dieser Stuhl hier, in weisser Farbe liebevoll gestrichen, wird schon vieles miterlebt haben. Auf ihm saß vielleicht wer, der nachdenklich aus dem Fenster schaute. Wer, der auf dem Stuhl gesessen, und die Zeitung blätterte.

Hören Sie das Rascheln der großen, bedruckten Blätter? Riechen Sie die frische Druckerschwärze?

Die Tür am rechten Bildrand scheint für den nächsten Raum geöffnet. Ob diese Türe je einmal mit lautem Knall und Beschimpfe von der Hausfrau in ihren Rahmen gehauen wurde? : )

Wurden Kinder ermahnt, die Türe zu schließen, weil es in der Stube zu kalt würde, da es draußen winterlich?

Was könnten wir alles durch die Fenster sehen?

Einen Wald? Eine bis zum Horizont reichende Wiese? Hören Sie, wie die Kinder vor Freude schreien, in ihrem Spiel - dort draussen? Möglicherweise würde der Vater, der auf dem Stuhl eben sitzt, durch's Fenster den ersten verstohlenen Kuß seines Töchterleins mit ihrem Zukünftigen lächend beobachten...

Auch einen Garten, gepflegt, das Gemüse schon saftig grün, könnte der Betrachter draußen sehen, oder gar wachsende zarte Eisblumen, die sich mit ihren Kristallen im Winter ans Fensterglas klammern.

Es war dem Moishele wieder eine Freud' Sie, werte Nichtmitleserschaft, in die virtuelle Gallerie begleiten zu dürfen.

Russian Klezmer Song: Tumbalalaika


Des Moisheles Garten

Es Moishele ist stolzer Besitzer eines kleinen Gartens, der von Salat und Gewürz geschmückt. Moishele mochte es schon immer, wenn er frische Speisen, unabhängig von den Verkaufsläden, sich zubereiten konnte.

Nun schenkt die Erde dem Moishele wesentlich mehr, als das er je selbst verwerten könnte, so daß der Überfluß weitergereicht werden kann. Die vermehrte Arbeit erledigt er sehr gerne, da er mit dem Teilen anderen Menschen Freude bereiten kann.

Auf die Handkarre wird normalerweise der Ernteüberschuß aus Moisheles Garten aufgebahrt und zu seiner letzten Stätte, der Küche des in der Siedlung sich befindlichen Herbsthauses, zugeführt.

Durch den Rat der dort lebenden Generationen, ist dem Moishele schon manches im Garten besser geglückt, als wenn er’s alleine bewerkstelligt hätte. Eine Dame war bisher mit allen ihren noch vorhandenen Fähigkeiten altersentsprechend seit Jahren des Moisheles persönliche Gartenberaterin.

Nennen wir sie Frau Blume.

Die anderen Herbsthausdamen erwarteten Ihre vom Moishele geernteten Ratschläge mit jährlicher großer Spannung, so auch den diesjährigen Blumenkohl. Frau Blume schien schier aus ihren Lockenwicklern zu platzen, so aufgeregt war sie hinsichtlich der angekündigten Kohlernte.

Es Moishele hatte aus diesem jährlich besonderen Anlaß sich den alten Handkarren, sowie einen großen Korb aus dem Schuppen geholt, diese vom Staub befreit und die Ernte so gut er es als Mann konnte, in den Karren hinein trapiert. In der Mitte ragten die Köpfe des Kohls, außen herum Gewürz und andere Spezereien - frisch aus dem Garten.

Für’s Moishele ein netter Anblick.

Was mit ein wenig Arrangement alles verzaubert werden kann! Sogar einen alten Korb und ordinäres Gemüse.

Gut? Gut!

Nun zog das Moishele den Karren, beladen mit dem Erntegut, Richtung Herbsthaus hinter sich her. Um die Ecke kam urplötzlich eine Horde der jünglichen Generation mit ihren Motorrädern angebraust. Ein besonders sportlicher Fahrer fand wahrscheinlich die Bremse an seiner Höllenmaschine nicht, so daß des Moisheles Karre mit dem gerichteten Gemüse als Bremse notgedrungen diesem Verkehrsteilnehmer diente.

Motorrad und der junge Knilch haben den Zusammenprall mit des Moisheles Gemüsekarre ohne Schrammen überlebt, Korb mit Gemüse, jedoch samt Karren lagen verteilt auf der Straße herum.

Anstatt nun sich zu entschuldigen oder gar mitzuhelfen das verloren gegangene Gemüse aufzusammeln, brauste der junge Mann einfach davon.

Da stand nun das ärmliche Moishele, der Karren gänzlich unbrauchbar, da die Achse gebrochen und sammelte in den verbeulten, wiederholt verstaubten Korb das zerfledderte Gemüse ein, und begab sich schweren Herzens zu den Alten.

Trotz des zerstörten Korbanblickes und dem zerfledderten Gemüses freuten sich die ehemaligen Hausfrauen wie kleine Kinder über den wohlgeratenen Kohl.

Frau Blumes Make Up wich sogar ihren Freudentränen.

Das Moishele nahm die Essenseinladung für den nächsten Tag sehr gerne an, denn es sollte Blumenkohlsuppe von seiner Ernte gekocht werden.

Dem Moishele hat’s am anderen Tag trotz seines Missgeschickes vom Vortag sehr gut geschmeckt und die glänzenden Augen, die mit noch mehr Ratschlägen und dem Schwelgen in die frühe Zeit umrahmt waren, haben den Ärger über die Tölpelhaftigkeit der jungen Generation verfliegen lassen.

Die Köchin hatte sich auch sehr viel Mühe gemacht.

Das Brot, das jeder serviert bekam, hatte in der Mitte eine kleine Höhle, die die Suppe beherbergte. So hatten wir gemeinsam Suppe im Brot gegessen.
Eine nette Idee, eine kreative, wie’s Moishele fand!

Nur Frau Blume hatte das Mahl verpaßt.
Sie hatte die Nacht davor ihren Löffel abgegeben.


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