Verschlimmkompetenzierung



Einblick in das schwedische Schulsystem I.
Mit dem Thema ∞
Lugn och Ro


Einblick in das schwedische Schulsystem II.

De nihilo nihil.

Übersetzung: Aus nichts wird nichts.
aus: Lukrez, de rerum natura 1, 149

oder: Verschlimmkompetenzierung

Wir leben in einem Konstrukt namens Europa.

In meinen Augen sind für dieses Europakonstrukt diverse Dinge ausser Acht gelassen worden. Diese Grundlagenplanungen Europas hätten zumindest einmal die Ausbildung der Bewohner innerhalb dieser Gemeinschaft im Allgemeinen wesentlich fundierter und einheitlicher gestalten können, als es bis heute Bestand hat.

Ich bin auf diesen Gedanken gekommen, da unsere Schulbildung, sowie Berufsausbildung in Deutschland stattfinden konnte, wir durch unseren Enkel nun Einblicke in das schwedische Schul- und Ausbildungssystem erhalten dürfen.

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Wenn ich mich recht erinnere ist die Paneuropa Union, das Konstrukt vor dem heutigen Europa, gescheitert. Europa reifte ab 1948 und ist durch militärische relevante Wirtschaftssektoren entstanden.

Aha. Hier geht es um Kapital und um die militärische Hoheitsgewalt?
Ja, doch, da war was.

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In der Schule hatten wir ein Pflichtfach.

Das nannte sich Englisch. Neben der deutschen Sprache als Hauptfach. Die Besatzer drückten uns ihre Sprache auf und
hier
schwenken wir nach Schweden:

in Schweden ist Radio, Fernseher voll mit englischer Sprache bestückt.

Im Deutschen wurde im Laufe der Jahre alles "verdenglischt", mittlerweile hat diese Sprache jedes Land auf dieser Erde erobert, das von den englisch sprachigen Cowboys vereinnahmt wurde. Das schwedische Schulkind wächst mit der englischen Sprache von Kleinkind an auf.

Deutschland zieht hier Stück für Stück, Bundesland für Bundesland mit.

Naja. Nicht mal ein halbes Pünktchen für Deutschland.
Dauert ja noch, ne!

ahjo

Da die englische Sprache mehr und mehr auf dieser Welt Überhand gewinnt, wird die Ursprungssprache einer Nation irgendwann einmal in Vergessenheit geraten.

Sei es in Spanien, Griechenland, Niederlanden, Schweden oder Deutschland.

Bis dahin bin ich schon vermodert, soll mir recht sein!

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Das deutsche Schulsystem weisst nach dem Besuch eines Kindergartens, der (noch) auf Freiwilligkeit beruht, die 1. bis 4. Klasse als Grundschule auf.

In Schweden ist die Dagis (Kindergarten) ab dem 1. Lebensjahr Gruppendynamisch schon Pflicht. Darauf macht der Kinderarzt schon bei den Voruntersuchungen des Kindes die Eltern aufmerksam.

Damit du ja dein Kleines so schnell wie möglich abgibst.
In die Obhut des Staates.
Dafür musst du als Elternteil aber brav Steuern zahlen und das machst du in dem du eine Arbeitsstelle aufsuchst oder dich mit einer Firma selbstständig machen musst.

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Haben die deutschen Kinder bis Mittags Schule mit unterschiedlichen morgendlichen Schulbeginn, ist hier in Schweden ab der ersten Klasse alles voll durchorganisiert.

Die Einschulung beginnt im schwedischen Schulsystem mit dem 7. Lebensjahr.

Kein Tag früher oder später!
Wo kämen wir denn dahin, wenn jeder machen würde, was er wollte!

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Es setzt ein morgendlicher einheitlicher Schulbeginn ein, sowie ein uhrzeitlich einheitlicher Schulschluss und der Schultag ist Ganztägig, inklusive Mittagessen.

Das ist zackig!

Mir fehlt hier das entsprechende Emoticon!

Hat das deutsche Schulkind nun am Nachmittag Hausaufgaben zu erledigen, kann ein schwedisches Schulkind nach "Feierabend" zu Hause spielen, Freunde besuchen und sich auf sein Hobby konzentrieren.

Öhm, ja, lernen sollte es auch noch ein wenig. Ab und zu.
Für die Klassenarbeiten.

Wenn nicht, naja, bei einer schlechten Note kann das Individuum die Klassenarbeit noch einmal schreiben. Somit besteht die Chance, dass sich die vorherige schlechte Note verbessern kann.

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Vorteil für die deutsche Schülerschaft, weil sie Hausaufgabelt:
Sie erlernt von klein auf selbstständiges Lernen.

Für ein schwedisches Schülerkind beginnt das selbstständige Lernen erst ab der 8. Klasse.


Diese Nachricht wird an einem Elternabend den Eltern unterbreitet und löst meist Tumultartige Szenen auf, da die Erwachsenen nicht darauf vorbereitet sind, dass ihr Kind sich in Eigenverantwortung und sogar in Eigenarbeit üben soll. Autsch!

Ab der 5. Klasse kann sich die deutsche Schülerschaft für weiterführende Schulebenen entscheiden:

Realschule - der Weg doch noch das Abitur zu erreichen oder gleich eine Ausbildung zu beginne

Gymnasium - der Weg in ein Studium.
Oft ist es auch eine Ausbildung.

Das schwedische Kind verbleibt bis zur 9. Klasse, die auch als Abschlussklasse gilt, in seiner Schule, wechselt danach auf die sogenannte "Gymnasie"schule.

Diese ist die theoretische Ausbildungsstufe für die Berufsausbildung.

Nachteil: Kaum Erwerb von praktischem Know-How, da die praktischen Fächer, die wie der theoretische Unterricht Berufsbezogen ist, in massen unterrichtet wird.

Low Cost so zusagen.

Hinzu kommt, dass die Theorie in der "Gymnasie"schule höher bewertet wird, als der praktische Teil. Wir können uns diesen Schulzweig wie eine Berufsschule ohne duales System vorstellen.

Erst nach Erreichen des beruflichen orientierten und theoretischen Schulzweiges muss sich die betroffene Schülerschaft einen Arbeitsplatz suchen, dessen Arbeitgeber bereit ist, eine dreijährige praktische Ausbildung zukommen zu lassen.

Hurra!

Wir wären da mal bei satten 9 Jahren "Grundschuljahren", zuzüglich 3 Jahren theoretische Ausbildung im gewünschten Berufsfeld und dann noch einmal 3 Jahre Praxis.

kniks

Der deutsche Schüler wählt nach Abschluss seiner Schulbildung (9 - 13 Jahre, je nach Schulzug) für seinen beruflichen Werdegang entweder das Duale System (Theorie ist begleitend zum praktischen Unterricht) oder beim Erreichen seines Abiturs auch den Studiengang einer Universität.

Bis hierhin hat das deutsche System seinen Schülern nicht nur eine diverse Selbstständigkeit im Handeln erlernen können, sondern auch das selbstständige Denken inklusive die Beschreitung von Lösungswegen.

Der schwedische Schüler beginnt mit einer diversen, immer noch vom Schulsystem kontrollierten Selbstständigkeit erst ab der 8. Jahrgangsstufe.

Heute kam unser Enkelchen von der Schule (7. Klasse) und teilte uns mit, er habe immer noch kein Geografiebuch zum Lernen, weil...

aufpassen!!!

Die neunte Klasse, letztes Jahr, mit dem Schulstoff nicht durchgekommen sei und diese Klasse das Buch noch zum Lernen bräuchten!

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Es gibt da noch so eine nette Unterschiedlichkeit in den Systemen:

Hast du als schwedischer Schüler eine Klassenarbeit, kannst du sie dir den nächsten Tag wieder aushändigen lassen und selbst korrigieren bzw. sollte die Klassenarbeit derartig schlecht für dich als Schüler ausfallen, gibt dir die Schule die Möglichkeit die gleiche Arbeit noch einmal zu schreiben.

(ich schreibe nun nicht, was ich darüber denke...!)

Abgesehen davon, dass Unselbstständigkeit ankonditioniert ist, Theorie und Praxisbegleitende Ausbildungen die Berufsgrundlagen sind und das individuelle Interesse des Auszubildenden transparent machen, wird mir immer bewusster, warum so viele Spezialisten für die einzelnen, noch existierenden Berufszweige gesucht werden.

Unserem Enkel lernen wir nun nach dem deutschen Ausbildungsschulsystem zu Hause Schulbegleitend das, was eigentlich Sache vom Schulsystem wäre:

In den einzelnen Fächern legen wir hohen Wert auf Systematik.
Einzelaufbau des jeweiligen Schulstoffes.

Ansprache aller Sinne (Sehen, Hören, gegebenenfalls riechen, schmecken), selbstständig Aufgaben erarbeiten, Lösungswege begleitend beschreiten können.

Ja, das "kostet" Zeit und auch viel Geduld - aber bei einer Ganztagesschule wäre das alles locker machbar. Für den Schüler und die Lehrkörper. Denn die Lehrerschaft braucht ihre Unterlagen nur einmal zu erstellen, jährlich eventuell Ergänzungen vornehmen, aber damit wäre der Kittel geflickt!

Nur, wenn der Lehrkörper auch so aufgewachsen sind...

Weiter?
Weiter!


Deutsche Lehrer sind spezialisierte Fachlehrer.

Das bedeutet, wenn ein Lehrer Mathematiklehrer ist, hat er Ahnung vom Fach!

Ja, es werden auch in deutschen Schulen diverse Fächer "zusammen gezogen", aber wenn wir uns die Themeninhalte anschauen, dann ist da Tiefe enthalten.

Da lernt Schüler noch etwas!

Ein schwedischer Lehrer unterrichtet als Beispiel:

in geisteswissenschaftliche Fächern:
Geschichte, Gemeinschaftskunde, Geografie, Sprache, Religion - alles auf einen Rutsch.

Wie?
Wie das funktioniert?
Ganz einfach an einem Beispiel erkärt:

1. Halbjahr:
Geschichte, Gemeinschaftskunde, Biologie, Gemeinschaftskunde.
Es werden je Fach nur 1 Klassenarbeit geschrieben, diese Note gilt auch als Zeugnisnote.

2. Halbjahr:
Geografie, Englisch, Mathematik und die Restfächer (Religion, Handwerkeln usw.)
Es werden je Fach nur 1 Klassenarbeit geschrieben, diese Note gilt auch als Zeugnisnote.

Ein Lehrer unterrichtet mehrere Fächer.
Der tiefgründigere Schulstoff ist gerade einmal die sichtbare Welle eines Meeres.

Die heutige Jugend ist aber unser aller Zukunft.

Wie soll sich bitte eine Armee von Oberflächenwissenden über dem Einkommenswasser halten, damit sich dieser selbst ernähren kann?
Abgesehen von den Vorsorgeeinzahlungen für das spätere Leben?

Wie mein Vater schon sagte:

Bildung gehört in die Familie!
Bin ich meinen Lehrern so dankbar, sowie meinem Herrn Vater!

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