Das Backblech


Guten Tag, werte Nichtmitleserschaft!

Ihnen ergeht es wohl? Mögen's heute a bisserl mit dem Moishele in den Noten sich hin und her wiegen, Musik im Hintergrund lauschen? Es ist vergeßene Musik, recht fröhlich jedoch! Darf's Moishele bitten?


Jidisch Tango


Des Moisheles Backblech


Am Beifahrerplatz vom Moisheles' alter Karre befand sich ein Loch im Unterboden. So groß, nicht untertrieben, wenn wer mitfahren wollte, hatte der Beifahrer sich ein Brett unter die Schuhsohlen zu legen, sonst hätten wir als Reisende bei Bedarf Unterstützung von einer Fußbremse haben können.

Nun, es mußte endlich etwas geschehen, die Einsicht ward klar, und so durchforstete es Moishele die familiären Küchenherde nach altem Backblech. Gesucht, gefunden und das aus dem Haushalt verbannte Blech bedeckte an einem späten Montagabend hervorragend das Loch im Fußraum der besagten Beifahrerseite.
Die Karre, nun Träger eines Implantats, stieß leider den Fremdkörper nach und nach ab, denn auf wundersame Weise oxidierte der Unterboden des Wagens noch weiter. Zum Glück ward das Backblech von dieser Zerstörungswut nicht arg betroffen, war somit gerade noch zu gebrauchen.

Gut! Zwei Blechstangen mußten her!

An die Beifahrerseite das eine Blechstangenende, an der Fahrerseite das andere Ende punktig angeschweißt, und das Blech drauf geschraubt. Sah lustig aus, denn ringsherum um‘s Blech war’s doch noch recht luftig.

Doch für’s Moisheles Gebrauch alle Mal recht.

Nun, auch hier wehrte sich die Karre erneut gegen das Stangen-Implantat, doch dieses Mal verlor’s Moishele irgendwo, irgendwann auf einer Fahrt in die Stadt sein Blech.
Es war einfach weg. Ohne sich vom Moishele zu verabschieden.
Gut, auch Recht. Jedem seine Freiheit, dann eben ohne Abschiedsgruß.


Seit Wochen suchte nun das Moishele wieder ein Backblech, und welch Wunder, der HERR schickte ihm gleich zwei. Es Moishele bog sich diese zurecht, nietete sie zu einem Ganzen zusammen, legte das Kunstwerk sehr behutsam auf den restlich vorhandenen Innenboden seiner Karre.

Welch noch maliges Wunder! Welch Kunstwerk!
Passend in jeder Luftecke schmiegte sich dieses einmalige Doppelblech ins Loch hinein! Es ward den ältlichen Augen vom Moishe ein Genuß dieses Werk in seiner unendlichen Vollendung anschauen zu dürfen. Das Bodenloch ward nicht mehr gesehen.
Welch’ Freude!
Dem HERRN im Himmel sei Dank für dieses blecherne Geschenk.


Als die Arbeiten beendet waren, stütze sich das Moishele mit seiner Linken auf den Beifahrersitz, beugte sich gen Autoboden, und strich zärtlich-liebevoll über's Doppelblech.

Plötzlich spürte er etwas spitzes, hartes in seiner Handinnenfläche. Der menschliche Reflex ist nun einmal so aufbaut, daß Schmerz gelindert werden mag, und so denn es Moishele seine auf dem Beifahrersitz aufgestützte Hand wegziehen wollte

-
doch hier gab es einen schmerzvollen Widerstand!

Gut, auch Recht, dann zieht’s Moishele eben fester und tat dieses auch. Mit Schwung standen nun seine fünf Finger vor seinen Augen. In seiner Handinnenfläche steckte eine Sitzfeder des Beifahrersitzes, und wippte noch belustigend vor sich hin und her.

Das Moishele konnt’s gar nicht verstehen, denn so viele Beifahrer transportierte er doch gar nicht, wie kann die Feder durch’s Leder hindurch kriechen?

Einfach so?
Ohne das Moishele zu fragen, ob’s die Feder auch durfte!


Haben Sie schon einmal eine Feder versucht wieder dahin zu bringen, wo sie soeben heraus geschwubst ist? Nein?
Gut. Es Moishele hat’s versucht!


Nun befindet sich die Feder in der Mülltonne, der Beifahrersitz ist Inhaber einer netten tiefer gelegten Unebenheit, die das Moishele liebevoll mit Stoffresten, Wattebäuschen, und Holzspänen ausgefüllt hatte. Eine von Moishele eigens angebrachte Naht, ziert nun liebevoll das uralte Leder vom Beifahrersitz.

Es Moishele war stolz auf diesen Tag, denn er hat seine Karre liebevoll wieder herrichten können. Jo, bis zu dem Zeitpunkt, ein paar Stunden später, wo’s Moishele schnell mit seiner alten Karre wo hin fahren mußte, und er im Graben hing, da die Straße seitlich durch ein zuvor statt gefundenes Unwetter den Hang hinab rutscht war.

Den Unterboden der Beifahrerseite seines Wagens hat's am Schlimmsten erwischt, blieben wir doch an einem Stein hängen, dabei wurde sein Blech aus seiner Stellung abgerissen. Nun stand das Moishele in Schieflage am Straßenrand, schaute traurig durch's Loch im Boden der Beifahrerseite.

Der Fahrer legte sein schweres Haupt auf den Lenker, und sah dem Blümlein, welches ihn durch das Bodenloch seiner Karre hinauf anlächelte, in seine Blüte.

hsuehzebcbazgeahrenfeufghhbvnsh!!!
{ Fluchen darf’s Moishele, bevor er sich aufregt! }
HERR im Himmel, womit habe ich das verdient?
Womit nur...?

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Es Moishele hat's schon sehr, sehr schwer im Leben!

Unser HERR scheint in manch‘ Situation schnell zu reagieren, denn hinter dem Moishele kam der örtliche Schreiner angefahren, und half Moishele’s Karre wieder auf die Straße. Der Schreiner sah das Loch im Boden, und schenkte dem Moishele ein passendes Brett, das sich zufällig in dessen Auto befand.

Gekonnt legte der Schreiber es dem Moishele auf sein Loch und beteuerte, das sei besser als das alte Blech und ausserdem solle das Moishele über den Neukauf eines Wagens nachdenken.

{
Du kannst vielleicht gleich über einen neuen Therapeuten nachdenken, du Lump, du! Das Moishele wird sich doch nicht so einfach von seiner alten Karre trennen! Wozu auch, der fährt doch noch! } - dachte das Moishele vor sich her, als es wieder sich auf den Weg machte.

Es Moishele kam an seinem heutigen Ziel an, stieg aus seiner Karre, öffnete der Abzuholenden, sie war auch der Grund der Autofahrt, Weltmännisch die Beifahrertür. Die Dame wollte bei der Familie eine der vielen unsrigen Schwestern besuchen, jo, sie ward Verwandtschaft. Das sind diejenigen, die ... lassen wir dieses Ausführung : )

Nur mit Mühe krabbelte der etwas rundlich weibliche Besucherkäfer in die alte Karre, und dann krachte es...!

Der im Gesicht kreideweiß gewordene Käfer knallte rücklings auf den Sitz, beide Füße standen auf Asphalt. Die Beine bei näherer Betrachtung a bisserl kurios komisch geknickt.

Autsch!

Es Moishele duckte sich schon innerlich, doch zu spät, denn da bekam er schon mit der Handtasche des Käfers eine auf den Kopf geknallt, und wurde wüst zusammen geschimpft.

Was kann’s Moishele für die dünnen Bretter vom Schreiner, oder besser ausgedrückt:

Sollen wir den Käfer zukünftig mit einem Tieflader abholen? Aber es muß ja immer einen Schuldigen geben, und wenn’s es arme Moishele ist! Auch Recht!

HERR im Himmel, warum passieren mir nur solche Dinge, es gibt Millionen Menschen auf deinem Planeten, such dir einen anderen Deppen aus.
sfueasnfruhfdscljfhcnsiuldfghvn!
Hast DU gehört, da oben, DU....?!

Fertig geflucht, und weiter gen Heimat gefahren, da offenbarte der neben dem Moishele sitzende rundliche Käfer ihm, daß sie wohl das letzte Mal abgeholt wird, da sie in’s Haus von der Schwester einziehen würd'.

{
Siehst’ HERR, es klappt doch! Warum nicht gleich so? Warum läßt DU es Moishele immer erst durch solch Situationen gehen, wenn’s doch eh in DEINER Macht steht, sofort was dagegen zu unternehmen? Muß es Moishele zuerst fluchen, damit DU auf ihn aufmerksam wirst? Ach, HERR, was wäre es Moisheleleben ohne DICH da oben? }

Und im Stillen auf dieser Fahrt, betete es:

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er lagert mich auf grünen Auen,
er führt mich zu stillen Wassern
Er erquickt meine Seele.
Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen,
Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unheil,
denn du bist bei mir;
dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.

{ Psalm 23, 1 — 4 }

{
Und danke DIR, daß dieses die letzte Käferfahrt war, und daß meine alte Karre die Käferin buchstäblich so häufig auch ohne Stoßdämpfer überlebt hat }

Amjen


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