Interview XI

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Doc Mozart

Teil 11

Irgendwie schaffte ich es nicht nur mich, sondern auch mein Gepäck auf den Hundeschlitten zu verstauen. Mir war es ein Rätsel, wie die acht Hunde wissen sollten, ob ihr Gast fertig für ihre Fahrt wäre. Bequem war anders, als ich meinen letzten Blick über mein Gepäck, das vor mir stand, gleiten liess.

Der vorderste Hund starrte mich die ganze Zeit im Sitzen an, die anderen lagen im Schnee - so als ob sie auf ein Kommando des beobachtenden Hundes warten würden. Ich sagte zu dem Vordersten:

Ich bin fertig, wir könnten dann los.

So als ob er mich verstand stand er gemächlich und ohne Eile auf und schüttelte sich kräftig. Die anderen Hunden regten sich nun plötzlich auch und auf einmal ging ein Ruck durch den Schlitten. Beinahe hätte ich das Gleichgewicht verloren, doch es ging noch alles glimpflich davon.

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Die Fahrt mit den Hunden war einzigartig


Die Landschaft war herrlich! Es waren nur der Schlitten und das Schnaufen der Hunde zu hören. Fast hatte ich Tränen in den Augen vor lauter Glück! Nach einer gefühlten Ewigkeit gelangten wir an einen kleinen Fluss. Die Hunde überquerten die Brücke souverän. An einer Seite der Einfahrt war eine Art Geländer an dem eine mit dicken Eiszapfen verzierte Stahltreppe hing. Darunter rauschte ein Fluss.

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Hinter der Brücke lag hoffentlich mein zukünftiges Paradies


Endlich!

Ich sah endlich ein paar kleinere Holzhäuschen. Der Hundeschlitten hielt an einem Baum, exakt unter einem Vogelhäuschen.

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Ende der Fahrt! (Witzbold!)


Schräg gegenüber war ein Haus mit einer Veranda. Dort sah ich jemanden hinter einer Zeitung vergraben, die nackten Füsse auf dem Tisch liegend. Vor dieser Person standen ein paar Stiefel auf dem Holzboden.
Wer ist denn bei diesen Temperaturen so dämlich und geht barfuss durch die Gegend? Dachte ich bei mir.

Eine sehr junge und hübsche Frau kam aus dem Haus auf dessen Veranda der Zeitungsleser mit den nackten Füssen sass. Sie war in dicken Pelzen eingekleidet. Pelzschuhe. Pelzmantel. Pelzmütze. Wenn das so mancher Tierschützer sehen könnte, wäre sie sofort nackt und hätte nichts mehr zu lachen.

Die Frau kam auf das Gespann zu und zog den Hunden die Zuggeschirre aus. Diese rannten einfach auf und davon. Sie nahm meine Gepäckstücke und stellte sie in den Schnee.

Weiss sie nicht, wie viel Geld sie da einfach in das weisse Nass stellte? Ich begann zu protestieren, doch sie reagierte nicht. Als sie an meine Fototasche greifen wollte, war ich schneller und riss sie an mich. Die junge Frau deutete auf eine kleine Hütte, die hinter meinem Rücken stand. Anscheinend sollte ich dort die nächsten Tage meine Unterkunft haben. Ich sprach sie in englisch an, doch es kam keinerlei Reaktionen von ihr. Deutsch schien sie auch nicht zu verstehen, denn sie zog ohne Worte den Schlitten einfach davon und verstaute ihn in einem Holzverschlag.

Ich sah zu der Person auf der Veranda, die unbekümmert weiter die Zeitung las. Es sah tatsächlich so aus, als ob ich mein Gepäck selbstständig in die Hütte schleppen musste.

Mich traf der Schlag, als ich die Tür der kleinen Hütte öffnete.

Ein Bett, ein Waschtisch mit einer Schüssel, einer Kanne, sowie ein etwas instabil aussehender Kleiderschrank begrüssten mich. Der einzigste Luxus, den es hier gab war ein Spiegel an der Wand, der über dem Waschtisch hing. Als endlich mein Gepäck in der Hütte stand, stapfte ich zur Veranda hin. Ich war sauer. Stinksauer!

Ich will sofort mit Pierre sprechen. Hören Sie?

Die Zeitung bewegte sich ein klein wenig und ein Mann sah mich an.
Pierre?! Stiess ich laut vor. Pierre! Erleichterung und Panik zugleich mischten sich in mir. Er legte die Zeitung zusammen, stand wortlos auf, stieg in seine Stiefel und verschwand im Holzhaus. Ich ging hinter ihm her. Kaffee? Frage er mich und ich bejahte. Etwas Warmes kann nicht schlecht sein, so durchgefroren war ich.

Ein kleiner Tisch am Fenster, mit Blick auf den See, zwei Stühle, eine nicht bequem aussehende Holzbank, ein Herd, der mit Holz angefeuert werden muss, daneben ein Stapel Holz und eine Treppe, die nach oben führte - mehr gab es in dem Raum nicht.

Doch! An der Wand war ein Regal mit Geschirr.

Armselig - schoss es mir durch den Kopf.

Wohnst du hier? Kam es zaghaft über meine Lippen. Da öffnete sich die Tür und die junge Frau, die nicht gerade achtsam mit meinem Gepäck umgegangen ist, trat ein. Auf ihrem Rücken trug sie mit einem Tuch befestigt einen Säugling. Ich war irritiert! Pierre war verheiratet und hatte ein Kind? Davon wusste ich nichts. In mir begann es zu kochen. Ich war wütend und wäre am liebsten sofort abgereist -

wie konnte ich mich auch auf dieses Abenteuer einlassen?

Sie holte hinter der Eingangstür eine kleine aus Holz gefertigte Wiege hervor und legte das Kind hinein. Auf dem Tisch sammelten sich langsam Kleider vom Baby, das sie auszog. Pierre hielt mir eine gefüllte Kaffeetasse hin. Das Kind lag nun splitternackt nur auf einem Fellstück in der Wiege. Ich war ausser mir!

Fortsetzung folgt