Ich habe was, was du
Ich habe was, was du nicht siehst
Ich habe was, was du siehst
Ein kleiner und kurzer Austausch mit Mitmenschen kann eine innerliche kräftige, gleich eines Erdbebens, Gedankenwelle auslösen.
Behinderungen, die die Umwelt erkennen kann und Behinderungen, die die Umwelt nicht erkennen kann.
Selbsternannte Gesunde mögen zwar vom Amt keine eingetragene und somit staatlich anerkannte Behinderung haben, sind meiner Erfahrung nach jedoch sich selbst behinderte. Im Gegensatz zu Menschen mit Handicap, die von der Aussenwelt in ihrem gesamten Leben behindert werden.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass in unterschiedlichen Nationen, sehr unterschiedlich mit einem Menschen mit Handicap umgegangen wird.
Gesellschaften von Nationen, die Behinderte als Minderwertig ansehen, ächten ihre Mitmenschen und in anderen Nationen werden Menschen mit Handicap staatlich verwaltet - ihnen wird somit das Recht auf ein selbstständiges Denken bis hin zu einer eigenständigen Lebensweise (in ihrem jeweiligen Umfang) unmöglich gemacht.
Mir fällt auf, dass wenn wer im Rollstuhl sitzt, die Umwelt den Betroffenen genauso zum „Geher“ macht, wie der Geher selbst es ist.
Das äussert sich in der verbalen Kommunikation:
Komm doch mit. Wir werden viel Spass haben.
Komm doch mit - Kommen ist eine Bezeichnung des auf seinen beiden Beinen gehenden Menschen.
Es gibt Haustiere, Hunde als Beispiel, die ihre Hinterbeine verloren haben und hier ist Mensch sehr bedacht darauf, dass dem Tier eine angepasste rollende Fortbewegungsmaschine (einem Rollstuhl gleich) angepasst wird. Jeder Hundebesitzer mit einem solchen Hund, mit dem ich mich ausgetauscht hatte bisher, sagte nicht ein einziges Mal:
Waldi geht so schön mit seiner Rollhilfe - sondern:
Waldi kann sehr gut mit dem Roller (oder Rollstuhl) umgehen oder:
Waldi rollt über Stock und Stein, nachdem er sich an seine Hilfe gewöhnt hat.
Erstaunliche kommunikative Veränderung!
Die Missachtung Menschen gegenüber, die nicht gehen können, die nicht sehen können (hier verwendet die Umwelt unverhohlen die Wortwahl „schau mal“ in einem verbalen Alltagskontext) aber einen Blindenstock zur Fortbewegung nutzen, sind Menschen verachtend. Mir ist in sehr wenigen Situationen begegnet, dass der behinderte Betroffene gefragt wurde, wie mit ihm umgegangen werden soll - wie er, der Betroffene es für sich selbst wünscht.
Die Liste der Fehltritte lässt sich verlängern.
Belassen wir es bei diesen beiden Beispielen.
Gehörlose, Blinde, Autisten, Diabetes, Epileptiker usw. sind Menschen mit unsichtbaren Behinderungen. Alleine bei Gehörlosen habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Umfeld zwar die Kommunikation mit ihnen aufnehmen will, scheitert jedoch an ihrem Anbrüllen solcher Menschen gegenüber dem Gehörlosen. Taub ist Taub. Da kann noch so sehr gebrüllt werden, damit der Betroffene die Worte hören möge.
Bei Diabetikern kommt es häufig vor, dass die Umwelt es nicht einmal schafft, alleine bei Familienfeiern ihr Festessen so anzupassen, dass die Betroffenen sich nicht ausgeschlossen fühlen.
Schlimm wird es für mich persönlich, wenn durch einen Unfall ein Mensch in einen Behinderungsstatus gerät. Nach Monatelangen Krankenhausaufenthalt geht es in die staatlich verordnete Rehabilitation.
Nur in den dortigen Einrichtungen ist alles auf die jeweilige Behinderung soweit angepasst, dass die Betroffenen zwar innerlich auch wieder Mut zum Leben fassen, doch spätestens im eigenen zu Hause sind viele Grenzen so hoch, dass der neue Mut zum Leben sehr schnell wieder verloren gehen kann.
Die soziale Umgebung ist auch schlicht mit solchen Situationen, mit einem behinderten Familienmitglied und die fast unüberwindbare Barrieren im eigenen zu Hause, überfordert.
Die staatliche Fürsorge scheint am Ende genauso hilflos,
wie in mancher Sekunde die betroffenen Behinderten.
Frust, Resignation, Konflikte können sich breit machen im Leben der Betroffenen und ihren Angehörigen.
Warum ist es in einer modernen Gesellschaft nicht möglich, uns einfach so zu nehmen, wie wir sind? Der eine oder andere Nichtbehinderte hat für mich eher mehr einen Hau ab und erhebliche psychische Probleme, als so mancher Mensch mit Behinderung.
Die gesellschaftliche Auswirkung im Umgang mit Menschen mit Behinderungen schaffen mehr Schwierigkeiten, als wir es je erfassen können.
Da werden Ministerien erschaffen, die gegen Hate Speech (seit wann ist Hass kein Gefühl mehr und seit wann kann ein Gefühl bestraft werden?) im Internet vorgehen, es werden Meldestellen eingerichtet mit intensiven Personalbesetzungen, an die sich Bürger wenden können, wenn der Nachbar die Maske unsachgemäss auf der Nase sitzen hat.
Wo sind die Ministerien für Menschen mit Behinderungen? Damit sie auch melden können, wenn Pflegepersonal sich daneben benimmt oder Familienangehörige Unterstützung bräuchten?
Es wird seit geraumer Zeit aus zwei Geschlechtern 1000 Geschlechter gemacht - aber es ist immer noch ein Tabuthema, wenn zwei Menschen mit Handicap heiraten oder gar Kinder zeugen wollen. Warum?
Diskriminierung wird an allen Ecken und Kanten geschrieen, Kritiker werden aus der Gesellschaft ausgeschlossen -
warum diese Energien nicht einmal auf Menschen mit Behinderung anwenden und zumindest den Versuch starten mit ihnen zusammen zu leben zu wollen?
Warum gibt es keine Schulungen für die Gesellschaft im Allgemeinen, die nicht nur für Verständnis wirbt, sondern ganz konkret aktiv den Umgang mit den unzähligen existierenden Behinderungen trainiert?
Warum gibt es kein Ministerium speziell für die Regulärgesellschaft um Vorurteile, um Diskriminierung, um die Ettiketierung von behinderten Menschen abzubauen und wenn diese Dinge geschehen, strafrechtlich verfolgen zu können?
Doch es scheint, das alles fällt nicht unter dem erschaffenen „Hate Speech" und sonstigen Aktivistenforderungen!
Warum nicht Steuergelder in Mitmenschen mit Behinderung investieren anstatt die Fenster der Regierungsgebäude zu öffnen, damit das Geld aus diesen Fenstern hinausgeworfen werden kann?
Warum werden Beihilfen, Kostenzuschüsse ect. von Behinderungen allgemein von den Medien und Institutionen als Vorteilhaft deklariert?
Schürt das nicht bei den selbst ernannten Nichtbehinderten Neid und Missgunst?
Mir scheint, es gibt wesentlich mehr Menschen mit Handicap, als Menschen ohne. Wir sind nicht behindert - egal welche Behinderung wir laut WHO Liste haben.
Alleine die Kriege dieser Welt haben so viele Behinderte hervor gebracht und bringen sie noch hervor, dass Organisationen, die angeblich sich für Menschen mit Handicap und ihre Belangen einsetzen hier viel aggressiver gegen die jeweils beteiligten Regierungen und deren ausführenden Militärs vorgehen müssten.
Damit niemand zu Schaden kommen muss.
Sei es körperlich oder psychisch.
Bis heute gibt es auch keine weltweite Fonds, die Menschen aus Kriegsgebieten Entschädigungen zahlen müssten, wenn diese durch die jeweiligen Kriegsparteien zu Behinderten werden.
Was mir auch noch auffällt ist, dass so mancher Zeitgenosse heute noch der Auffassung ist, dass eine Behinderung eine Krankheit wäre.
Schlucken wir nach einem Diagnoseverfahren also eine Pille und schwupp sind wir selbst ernannte Gesunde und somit Nichtbehinderte mehr?
Gehörten wir dann zu deren sozialen Gruppierung?
Wäre dann die im Gehirn verankerte "Freund-Feind" Erkennung in Harmonie?
Du bist nicht so wie ich will, also bist du mein Feind - so die reguläre Umwelt und ihre Verhaltensweisen mit Behinderten.
In meiner Lebenserfahrung bitte diese Gedanken verstehen zu versuchen.
Ich wollte niemals zu denen gehören. Bin stolz auf mich und meine Behinderung.
Vorteile habe ich genug und einen hervorstechenden sowieso:
Zumindest sehe ich die Abläufe derer, die sich über mich erheben, mich erniedrigen, mich am liebsten von dieser Welt haben wollen. Sie können sich selbst nicht leiden, erkennen im Zusammentreffen mit uns ihre eigenen Minderwertigkeiten, ihre Grenzen, ihre Arroganz. Sie zerfliessen in Selbstmitleid und leben ihr vorgeschobenes Helfersyndrom an uns aus. Damit es ihnen innerlich besser gehen kann. Sie machen sich selbst zum gesellschaftlichen Opfer damit irgendwer zu ihnen sagen kann:
Wie du das nur schaffst… ich bewundere dich! Ich könnte das nicht.
Wir sitzen daneben und grinsen in uns hinein, weil wir um deren erbärmliche Kleinigkeit wissen.
Mir kam noch eine Frage:
Warum wird nicht die Pharmaindustrie an die Kandare genommen und ein Gesetz erlassen (warum nicht eine Freiwilligkeit von diesem Industriezweig aus?) das diese zwingt, einen diversen Prozentsatz ihres Gewinnes an die staatlichen Gesundheitskassen auszuschütten, damit Menschen wie wir zumindest äussern dürfen, dass unser Schuh drückt.
Wo sind die Fachkräfte für Pflegeheime oder Behindertenheime?
Es wurden 2015 die Grenzen doch sehr weit geöffnet! Wo sind sie?
Wie wurde mit dem Personal dieser Einrichtungen umgegangen - die vielen Jahre, in denen solche Einrichtungen aufgebaut wurden?
Ich habe eine Erkenntnis gewinnen können in meinem Leben:
Morgen, ja morgen kann es dich,
du selbst ernannter Gott der Gesunden, auch treffen!
Es bekommt ganz andere spirituelle Wirkung, wenn du sie, die ausserhalb deines Innenlebens Lupenartig beobachtest, das
Evangelium nach Matthäus
Die Seligpreisungen
1 Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg. Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.
2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
3 Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
9 Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
10 Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
11 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen.
12 Seid fröhlich und jubelt; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.
Salz und Licht
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Ja, das waren nur Gedankenfetzen, die mir gekommen sind als ich mich kurz mit dem Thema aus aktuellen Anlass beschäftigte. Es fehlen noch so viele Aspekte!
——
Eine Leserinzuschrift zu dem Artikel : Blutiger Alltag :
Die Frage lautete, ob wir Männer hier, die schreiben, Bärte bis an den Boden tragen würden.
Antwort: Öhm. Nein.
Diese überaus sehr nette Leserin die für Männergleichberechtigung ist,
äusserte den Gedanken, dass wir Männer finanzielle Mittel zur Unterstützung für Rasierschaum, -klingen und nur gutriechende(!) Rasierwasser fordern sollten.
Kommentar: Öhm. Auf diese Idee ist noch keiner von uns Männer gekommen!
DANKE!
Wir würden Sie als Vorsitzende unserer männlichen Aktivistengruppe wählen.