Moisheles Gönnertag
Moisheles Gönnertag
Werte Nichtmitleserschaft!
Vielen Dank, daß Sie auch am heutigen Tage uns lesend folgen möchten.
Kennen Sie die Situation in Ihrem Leben, daß im Laufe der Jahre einmal die Zeit auftaucht, an denen die Psyche a bisserl sich auf der inneren Hängematte breit macht?
In dieser Situation sind gute Freunde ein wahres Lebenselixier!
Die Freunde teilen wir heute einmal a bisserl ein, und zwar in die Fraktion der Das wird schon wieder - Tröstenden, den schweigend, ratlosen Freunden, und diejenigen mit dem kopfnickenden Schulterklopfern, sowie denjenigen, die brillante Ideen vortragen, wie:
Moishele, nimm dir einen Tag frei, fahre in die Stadt, und gönn' Dir mal was!
Die meisten springen nach solch einem Ratschlag auf, und finden sich in einer Confiserie oder Boutique wieder, um ihre Talerchen unter die Leute zu verteilen.
Nicht so es Moishele!
Nun, gesagt, getan, es Moishele fuhr in die Stadt, und fand sich schlurftend in einen Laden wieder, um sich in seinem Leben einmal etwas _zu gönnen_ - so der von ihm angenommene Rat eines lieben Mitmenschen an ihn, da seine Psyche seit Tagen in der Hängematte schlummert.
Es Moishele nahm sich den Rat in der Tat sehr zu Herzen und nun schlenderte es an Regalen entlang, besah sich die bunten und weniger bunten Verpackungen, welche Duftwässerchen in sich eingeschloßen hielten.
Da kam ihm schon eine Dame im Firmendress und Stechschritt entgegen.
Es Moishele dachte zu sich: Sapperlott, wie sähe sie eigentlich aus, wenn du ihr diese bräunlich-künstliche Gesichtsmaske abnehmen würdest?
Mit zwitschernde Stimme sagte die Verkäuferin zum Moishekunde:
> Guten Tag, werter Herr! Brummig, da Mann nie zu freundlich einer Verkäuferin begegnen sollte, erwiderte es Moishele knäpplich:
- Tag
Sie: > Womit kann ich Ihnen dienen?
Es Moishele konnte sich bei näherer Betrachtung der vor ihm stehenden angestrichenen Maske ein Grinsen nicht verkneifen, das, je mehr er sich zwang nicht zu grinsen, immer breiter wurde. Die Dame vor ihm neigte ihren Kopf leicht zur Seite und lächelte mit dem Moishele um die Wette.
Sehr gut geschultes Personal, wollen wir doch mal schauen, ob es Moishele die vor ihm stehende Maske nicht aus ihrer Fassung drehen könnte, denn wie ward ihm geraten?
_ Moishele, gönn’ dir doch mal was! _
Es Moishele sagte zu der Maske:
- Ich hätt’ gerne ein After Shave, welches zu meinem Typus paßend
> Welches nutzten Sie bisher?
- Och, alles mögliche!
> Ah, Sie haben sich noch nicht festlegen können?
Dabei war der Gesichtsausdruck der Maske eher verwundert, als grinsend, und sie schien offenbar unter Ungeduld zu leiden, da vor ihr ein Kunde stand, dem sie so richtig das Geld aus der Tasche ziehen zu könnte, oder es rief der Kaffeepott im Personalraum?
Es Moishele drehte sich sehr langsam um die eigene Achse, bis er schließlich wieder der Maske nahe Aug’ um Aug’ gegenüberstand.
- Nein, bisher nicht, daher bin ich in Ihr Geschäft gekommen, um mich beraten zulassen. Sie beraten doch auch, oder?
> Selbstverständlich beraten wir! - sang ihre Stimme im höher angelegten Tonleiter.
- Können Sie das auch?
> Was?
- Beraten!
Wenn Blicke töten könnten : )
> Würde Ihnen dieser Duft gefallen?
Schon hatte die Maske einen Flacon zwischen ihren rot lackierten Fingernägeln gequetscht, wedelte mit ihm in der Luft umher und verknotete sich die Zunge mit einem französichen Produktnamen.
> Hier empfehle ich Ihnen Mähr de la Rüüüschsch.
Dabei zog sie dieses Rüüüschsch eine gefühlte Ewigkeit in die Länge. Es Moisheles linke Augenbrauen schlupfte gen Deckenlampe, räusperte gekonnt künstlich a bisserl vor sich her, bevor er frug:
- Entschuldigen Sie, möchten Sie denn nicht vorab meinen Typus bestimmen?
Sie stutzte und brachte ein kurzes:
> Wie bitte?
über ihre rotbeschmierten Lippen.
- Nun... jeder Mensch ist nach der Typberatungsklausel in eine der vier Typkategorien einzuordnen, möchten Sie das nicht mit mir als Ihren Kunden vorab klären?
Die Maske inhalierte die schon eh schlechte Luft in dem Verkaufsraum tief ein.
> Oh, ja, das hatte ich völlig vergeßen, verzeihen Sie mir bitte! meinte sie etwas fahrig.
- Nichts für Ungut, jeder hat einmal einen schlechten Tag.
> Wüßten Sie denn, welcher Typus Sie sind? - säuselte die ein klein winzig wenig säuerliche Verkaufsmaske zum Moishele hin.
Es Moishele hob den linken Arm in die Höhe, stubste seine Nase in die Achselgegend und erwiderte:
- Nach der Dusche heute Morgen, denke ich, wäre meine Wenigkeit unter dem _Sauberkeitstypus_ einzustufen.
Die Dame schaute es Moishele an, als ob sie von einem mindestens 40-Tonner getroffen worden wäre, der mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu gerauscht kam. Es Moishele hob nur dezent die eine Augenbraue gen Stirn. Wie schon erwähnt, es Moishele sollte sich etwas gönnen, und das tat er nun auch! Die Szenerie machte ihm diebisch Spaß, und er war fest entschloßen dieses Spiel weiter aufzubauen.
Zug um Zug - für seinen Vorteil selbstverständlich!
Etwas unsicher kam es nun über den rötlichen Lippenstift:
> Sie sind geboren... ? { eine lange Pause ließ die Raumluft knistern }
- Wenn man den Papieren Glauben schenken darf, bin ich geboren, jo, oder warum sonst stünde ich Ihnen in voller Lebensgröße gegenüber?
Die Dame wurde zusehenst unsicherer und zupfte mit ihren linken Zeigefinger und Daumen am rechten Mittelfingernagel umher. Sie schaute sich nach allen Seiten um, und hielt mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit Ausschau nach einer Kollegin.
- Sie brauchen nicht unsicher werden, ich mag nur einen Duft kaufen, denn Sie wären bestimmt für meinen Geldbeutel auf Dauer ein klein wenig zu kostspielig!
Es Moishele schaute ihr dabei sehr tief in die Augen und dachte wiederholt an den Rat, der ihm ans Herz gelegt wurde:
Moishele, du solltest dir einmal was gönnen!
Die Maske sagte mit kaum hörbarer, aber vibrierender Stimme:
> Mögen Sie lieber das Frühjahr, oder den Herbst?
- Lieber den Winter! - schleuderte es Moishele der Maske wie aus der Pistole geschoßen entgegen.
> Dann würde ich Ihnen den neusten Duft von Puhr homm de la Aud Kaschmiiirrrr empfehlen. Ein dezent männlich, herber, nicht zu süßer Duft, und nicht zu kostspielig.
- Allerwerteste, ich sagte, daß Sie { dabei betonte es Moishele die Ansprache Sie stark! } mir zu kostspielig wären, da ich aber nicht Ihr lebender Ehering werden will, kann ich mir schon Dinge in der höheren Preisklasse leisten, ist doch wohl logisch, oder?
Die Verkäuferin schaute nun es Moishele an, als ob der Blitz sie getroffen hätte, und unter dem Kleister von Make Up, erkannte Mann nun eine leichte Blässe.
> Ja, dann würde ich Ihnen diesen Duft von Puhr homm de la Scherie Ahwwangaahrd empfehlen, dieser männich-herbe, nicht zu süße Duft wäre genau das Richtige für Sie!
- Oh, jo - kam's aus dem Brustkorb des Moishele gedonnert! - Also die höhere Preisklasse von dem anderen Produkt, und damit es richtig teuer wird, nur in einer anderen Verpackung, richtig?
> Wieso? - sie schnappte sichtbar nach Luft, ihre Wangen röteten sich unter dem roten Backenkleister noch röter.
- Weil dieser hier genauso männlich - herb und nicht so süß ist, als der Duft des günstigeren Flacons, den Sie mir vorab gezeigt hatten!
Die Maske schien kurz vorm Kollaps, und ihre Stimme ward nicht mehr so feste. So langsam entgleiste sie endlich aus ihrer Faßung, die Beste.
Wurde auch Zeit!
Es Moishele freute sich diebisch, und legte sein eintausend Dollar Grinsen ins Gesicht.
> Ähm.... , ja....., also...., stotterte die Verkäuferin vor sich her. > Es gibt von verschiedenen Kreateuren eine Duftnote, die die gleiche Bezeichnungen haben, doch unterschiedlich im Duft sind.
- Ah, nun verstehe ich!
Sie erstrahlte nach den wohlwollenden Worten, das geplagte Maderl : )
> Ja! Dürfte ich Ihnen den Duft aufsprühen?
Es Moishele tat ihr den Gefallen und kam mit seinem Gesicht ihrem Gesicht gefährlich nahe, sie jedoch wich immer mehr zurück. Es Moishele legte grinsend,{ er mußte nun an den Ratschlaggebenden denken, und an dessen Gesichtsausdruck, wenn er denn diese Szene nun live miterleben würde... } und sehr zartfühlend seinen Arm um den Rücken der Maske, und flüsterte zu ihr:
- Nicht daß Sie mir noch nach hinten umkippen!
Sie stammelte...., jo, sie hauchte fast schon:
> Normalerweise sprüht man einen Probeduft auf den Unterarm auf... - dabei schaute sie sehr erwartungsvoll.
{ Nur auf was? } : )
Moishele immer noch die Verkäuferin feste im Arm umschlungen:
- Warum? Es soll ein Duft für einen Mann sein, und diesen trägt ein Mann, wenn er denn einer ist, im Gesicht nach der Rasur auf, oder liege ich falsch?
Unsere beiden Nasenspitzen sind mittlerweile auf Tuchfühlung. Die Verkäuferin hatte übrigens zwei nette Sommersprösslein unter ihrem rechten Nasenflügel. Leider waren die beiden Kecken zu arg vom Kunstkleister verdeckt.
> Nein, natürlich sehen Sie das richtig, nur an der Handfessel entwickelt sich die Kopfnote am Besten! - drängte ihre Stimme. Ihr Ellenbogen versuchte sich in die Armbeuge vom Moishele zu drängeln. Moishele , etwas grantiger im Tonfall, jedoch sog es mit seinem Blick die Augäpfel der Dame, welche immer noch in seinem Arm kämpfte, auf, legte seinen Kopf a bisserl auf die Seite, und konterte:
- Ah, nun verstehe ich! Sie wollen mir einen Duft verkaufen, der für den Kunden beim Kauf besser riecht, als im Alltag, wenn er ihn dort aufträgt, wo er eigentlich hin sollte?
Die Dame, nun mit ihrem Rücken auf Moisheles Arm recht spürbar aufliegend, sah ihn entgeistert an! Ob sie einmal eine Ballettschülerin war? Wenn sie sich nun so weiter nach hinten beugen würd', wär's ein Fall für die Orthopädie!
Es Moishele flüsterte ihr derweilen leise in’s Ohr:
- Keine Bange! Ich laß' sie nicht fallen.
Danach zog es Moishele mit einem kräftigen Ruck die in seinem Arm innen liegenden Maske kräftig zu sich, damit sie wieder feste auf ihren eigenen Füßen stehen könne, und entließ die Verkäuferin aus seiner Umklammerung. Er drehte sich auf dem Absatz um, schritt leichten Fußes gen Tür, und sagte vernehmbar:
- Madame, es war mir ein außerordentliches Vergnügen! Aufwiedersehen!
Herr im Himmel, was war das schön, dieses _ sich selbst etwas zu gönnen _ !
Gesegnet sei die Ratschlaggebende!
Dieser städtische Ausflug war mir wirklich ein außerordentliches Vergnügen!
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* * *
Zeilen von Frau I. aus dem Oderkreis an's Moishele:
Lieber Herr Moishele,
ich lese sehr gerne Ihre Beiträge und muss beim lesen immer dabei lachen. Sie schreiben so frisch und plastisch, da meine ich immer, dass ich mit dabei wäre. Und ich hoffe, dass es Ihnen wieder besser geht, nachdem sie ja vom Sofa gefallen sind.
Vielen Dank und Grüsse an Sie.
Sehr geehrte Frau I,
vielen Dank für Ihre Worte, und es freut mich außerordentlich, daß Ihnen dieser Blog Freude bereitet. Mögen Sie die Beiträge weiterhin durch den Alltag tragen, und jo, dem Hirnschaden, welcher vom Sofa stammt, ergeht es prächtig : )
Ihr Moishele
* * *
Werte Nichtmitleserschaft,
heute ergeht an Sie wieder eine Einladung für einen Rundgang in der Galerie.
Mögen's dabei einen Saft? Karotte, Gurke, oder Orange? Wir hätten auch Zitrone, Pampelmuse, oder Traube. Greifen Sie zu, jedoch seien Sie achtsam, nicht das etwas verschüttet wird vom kostbaren Getränk.
Kommen wir zur innerlichen Ruhe, und betrachten uns gemeinsam das folgende Bild.
Es ist eine schwarz-weiss Aufnahme, mit a bisserl bläulicher Farbe an einzelnen Stäben. Etwas Abstraktes, was wir heute betrachten, nicht wahr?
Doch sind hier nicht nur die Nichtfarben schwarz und weiss erkennbar, nein, es sind auch neben dem Blau auch gräuliche Töne im Bild vorhanden. Wie im richtigen Leben:
a bisserl Farbe im Alltag, oftmals erleben wir schwarze Tage, dann strahlt es wieder in unserem Leben, und auch gibt es neben diesem Krassen auch die unscheinbaren Grautöne auf den unsrigen Lebenswegen.
Auf der Abbildung sind sogar sehr strahlende Komponente sichtbar, strahlend wie so manch Stunde der Freude, welche uns zum Lachen bringt.
Die Figur, auf dem Bild geht hervor, daß es sich hier um ein hartes Material handeln müßte, ein... mh... Chrom? Eisen? Es Moishele ist sich nicht voll umfänglich sicher, welches Material hier diese Säule in sich trägt. Auf alle Fälle, werte Nichtmitleserinnen, und Nichtmitleser, haben wir eine Form vor uns, die zum regen Nachdenken auffordert. Geschwungen nach oben, und nach unten, mittig zusammen gehalten ist diese Figur.
Ist es nicht auch oft so in dem unsrigen Leben, daß die Lebenswege von uns sich treffen, dann wieder auseinander gehen?
Wie sehr halten wir uns an Mitmenschen, suchen Orientierung, innerlichen Halt, Anlehnung, Verständnis, und doch ist diese gemeinsame Zeit nur begrenzt. Die Menschen gehen wieder ihres eigenen Weges.
Bleiben wir deshalb einsam, alleine, gar verlassen zurück, oder sind uns Begegnungen eine Bereicherung?
Lassen wir noch unser Augen auf dem Bild, und sinnieren a bisserl weiter!
Ihnen ein Danke für Ihr Interesse, und noch viel Freude beim Bildbetrachten!
PS: Den Schatten hinter der Skulptur nicht unbeachtet lassen : ))