Das Outdoorspülen
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Ächz! Komme eben von draussen. Genauer vom Geschirr spülen. Habt Ihr schon einmal Euer Geschirr in einem Fluss, einem Bach oder einem See sauber gemacht? Damit ist nicht dieses komfortable Geschirrspülen an einem Waschbecken in einem Camper gemeint, mit Spülmittel und Handtuch und allem Piepapo! Nein, ich meine ein richtiges Outdoorspülen. Unter freien Himmel. Wie es unsere Schwestern in Indien, in Afrika, in Brasilien, in Argentinien und sonst wo auf dieser unseren Erde noch machen.
Das Ganze hat nichts mit Romantik zu tun, sondern ist knallharte Realität. Du magst nun bequem am Computer sitzen und deine Spülmaschine läuft im Hintergrund in der Küche, aber woanders haben die Frauen keinen solchen Luxus. Weil sie es sich nicht leisten können, oder weil ihnen eine Bombe den letzten Trops Maschinengeschirrspülreiniger geklaut hat. Oder weil sie keinen Strom haben.
Obwohl ich in der luxuriösen Lage bin ein Waschbecken in der Küche zu haben und obwohl sogar fliessendes Wasser aus dem Hahn kommt, gönne ich mir heute immer noch das Erlernte aus meiner Kindheit anzuwenden. Tja. Das nennt sich wohl Erziehung oder so. Somit behaupte ich in der heutigen Zeit, dass ich im Falle eines Falles überleben könnte. Wenn nichts Gravierendes dazwischen funkt.
Romantik oder Zukunft?
Leben ohne Luxus.
Meine Damen und auch meine Herren!
Aufgepasst.
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ultimativen Outdoortip
"das Spülen ohne Trops und Waschbecken"
Stellt Euch vor, Ihr würdet für ein paar Tage, ein paar Wochen oder gar Monate Euer Dasein da draussen in der freien Natur verbringen müssen. Ihr bereitet Euch eine Mahlzeit vor, seid satt und nun steht vor Euch der Berg Geschirr und blinzelt Euch an.
Mann nehme, oder: Frau nehme seine, ihre, schmutzigen Porzellanreste auf denen er/sie das letzte Mahl für seine/ihre Familie und sich zubereitet hatte. Am besten geht die Stabelei ohne weitere Scherben zu verursachen in einem Weidekorb. Ich habe zu diesem Zweck mir einen Korb ausgesucht, in dem eigentlich Schmutzwäsche gesammelt wird. Es kann auch ein Einkaufskorb aus Weide sein. Die sind für Singles sehr bequem, weil bei nur einer Tasse und einem halben Teller...
...der Single braucht in der Regel nicht viel Platz.
Nun haben wir unseren Korb mit dem Geschirr gefüllt und suchen den nächsten Fluss, See oder Bach auf. Wir sollten auf die Fliessgeschwindigkeit des Gewässers achten, denn bei stehendem Gewässer kann das Geschirr ins Nass gestellt werden. Bei einem stark fliessenden Gewässer muss Frau oder auch Mann unter Umständen ihren/seinen letzten Tellerscherben hinterher springen und das ist nicht Sinn der Sache.
Merke: Bei fliessenden Gewässern dein Geschirr gut festhalten und nicht direkt gedankenlos im Nass abstellen. Vielleicht befinden sich Steine am Grund und wenn dir deine Tasse aus der Hand rutscht und der Sog des Wassers die Tasse mitreisst, kann sie an einem Stein oder an einer Wurzel, die am Ufer herausgewachsen ist, zerschellen.
Nun hast du als "Ottonormalverbraucher" (wieder das männliche Pendent *tztz. Wie heisst eigentlich die weibliche Form von "Ottonormalverbraucher"? Nicht bekannt? Dann erfinde ich jetzt einfach einen Begriff: Ottilienormalverbraucher. Einverstanden?).
Nun hast du als Otto-und/oder Ottiliennormalverbraucher_in in der Regel nur deinen Will-Er-der-Roy? Porzellanberg im Schrank stehen. Das ist auf Dauer und im Hinblick auf den Outdoorbereich nicht so toll.
Gehe daher in den Campingbedarf und schaue nach Outdoor-Trekkinggeschirr. Kaufe dir einen Satz davon. Wichtig ist vor allem dabei, dass die Töpfe und Pfannen auf offenen Feuer zu benutzen sind.
Haddu Topflabben? Nein? Muddu kaufen.
Denn auf offenen Feuer zu kochen ist anders, als bequem auf dem Herd zu Hause. Outdoorgeschirr hat den Vorteil, dass es robust ist. Der Nachteil: Farbenfroh ist es leider nicht so arg. Macht aber nichts, dafür lässt es sich draussen super gut abspülen. Im Gegensatz zu dem herkömmlichen Porzellangeschirr.
Noch ein Tip: Wenn du draussen leben musst, benutze für deine Nahrungszubereitung nicht so viel Fett/Öl zum Zubereiten deiner Speisen, denn es mangelnd da draussen an deinen gewohnten Spültaps, die auch das letzte Fettauge eliminieren.
Unser Outdoorgeschirr wird nun im Wasser des Flusses, der Sees einmal mit der Hand gut abgewischt. Danach nehme ich Sand, der in einem Beutel bereit gehalten wird und vorher von mir gesammelt wurde. Reibe mit dem Sand deine Töpfe, Pfanne, Teller und Bestecke damit ab. Sand bindet die Essensreste auf den Oberflächen. Reibe aber nicht zu feste, denn Sand wirkt wie Schmiergelpapier und kann die Oberflächen zerkratzen. Anschliessend das eingeriebene Geschirr gut im Wasser abspülen.
An einem Stein gelehnt kann das Geschirr gut abtropfen. Damit es nicht wieder verschmutzt, lege ich als Unterlage grosse Blätter (als Beispiel sind Ampferblätter eine gute Tropfunterlage) oder ein kleines Bett aus gerupftem Grass darunter. Wenn alles fertig gespült ist, packe ich wieder alles in meinem Korb ein und gehe zurück in die Hütte.
Einige (vorwiegend die Herren) sind der Auffassung, dass Frau zum Abspülen im Outdoorbereich ihres Geschirrs Salz nutzen soll. Na, aber Salz ist ein sehr kostbares Gut! Da denkt eine Frau anders. Nein, Sand reicht. Den findest du direkt am Fluss, am See oder am Bach. Im Herbst sammele ich auch den Sand für die Wintermonate.
Wichtig ist, dass er trocken ist. Richtig trocken!
So habe ich immer ausreichend Spülmittelkörner in der Hand. Winterspülen ist nicht ganz so einfach wie in den Sommermonaten, da dir durch die kalten Temperaturen die Essensreste am Teller festfrieren können. Das heisst, du solltest Wasser erwärmen wenn das möglich sein sollte und in diesem Wasser dein Geschirr spülen.
Doch woher Wasser nehmen, wenn Teich, Bach oder See zugefroren, der Weg zum Fluss verschneit ist und du ihn nicht erreichen könntest?
Ganz einfach: Sammele Schnee in einem Eimer und stelle ihn in ein Zimmer. Der Schnee wird schmilzen und du wirst Wasser schöpfen können.
Hast du kein Zimmer (mehr) so schaufele dir in den Schnee ein Loch und stelle dort deinen Eimer voller Schnee hinein. Für diesen Umstand bräuchtest du aber einen Metalleimer oder Emailleeimer. Die Metalleimer erhälst du im landwirtschaftlichen Bereich, auch Melkeimer genannt und den Emailleeimer in sehr guten Haushaltswarenanbietern. Es geht auch ein Ascheeimer, der für offene Kamine gedacht ist.
Alles, nur kein Plastik, denn das schmilzt unter Zugabe von Feuer!
Achte beim Kauf darauf, dass der Eimer einen Deckel hat. Du füllst also den Eimer mit Schnee und um den Eimer herum nun so viel Tannenzweige umlegen, dass er komplett an den Seite damit bedeckt ist. Drücke das Zweigenmaterial richtig feste an, es muss kompakt sowohl an den Seiten, wie auch am Boden sein. Wenn du noch genug Streichhölzer hast, zünde die Zweige an. Da sie noch recht feucht sind, wird das Feuer eher kogeln, als brennen. Sei unbesorgt, es wärmt trotzdem - gibt es keine Möglichkeit Feuer zu machen, dann musst du warten, bis der Schnee im Eimer geschmolzen ist. Daher bereite immer rechtzeitig die Schneeschmelze vor. Hebe die Zweige auf, denn nach einigen Malen sind die Zweige so trocken, dass sie wie Zunder brennen. Erschrecke dich also nicht und prüfe die Trockenheit des Materials, denn du kannst es als Brennmaterial für deine Nahrungszubereitung verwenden, wenn es an die Grenze seiner Feuchtigkeit gelangt ist.
Arbeitest du ohne Wärmezufuhr solltest du nun auch Schnee auf den Eimer kippen. Schnee wärmt immens!
Wer genug Zeit für seine Vorbereitungen haben sollte, kann sein Spülmittel selbst herstellen. Versuche es jetzt und teste es aus. So hast du für später auch Sicherheit im Umgang der Herstellung und Verwendung! Im jetzigen Alltag spart das selbst hergestellte Spülmittel erstens Müll und zweitens viele Münzen, die du den Herstellern in den Rachen wirfst durch deinen Einkauf dieses Produktes. Lies einmal die Inhaltsstoffe deines Spülmittels auf dem Etikettenaufdruck durch. Du vergiftest dich und deine Umwelt damit! Das ist ein Chemiecocktail, was sie uns für angebliches billiges Geld anbieten.
Ja es ist eine Umstellung vom konventionellen zum selbst gemachten Spülmittel, aber ... die Vorteile überwiegen aber bei einem selbst hergestellten Spülmittel.
Überleg dir wie viele Haushalte es alleine in deiner Strasse, in deinem Viertel, in deiner Stadt gibt. Jeder nutzt Spülmittel und das ist egal in welcher Form. Ob Spülmaschinentabs oder flüssiges Mittel. Wie viele Liter kommen da in der Woche, im Monat, im Jahr zusammen? Klar, geht das alles in die Kläranlage und wird mit viel Chemie und Energie wieder aufbereitet, aber am nächsten Morgen drehst du den Wasserhahn bei dir auf und holst daraus Wasser für deinen Kaffee oder Tee. Igitt geht es da bei mir, wenn ich daran nur denke.
Ups! Bevor ich hier noch mehr schreibe, sollte das Rezept für Spülmittel zum Selbermachen nicht vergessen werden.
Für für 500 ml Spülmittel brauchst du:
1 Teelöffel Natron
85 ml flüssige Seife, naturbelassen
500 ml warmes Wasser und
20 Tropfen Ätherische Öle, weniger oder mehr, je nach deinem Geruchsempfinden
Alles zusammen schütten, umrühren und in eine Flasche abfüllen.
Fertig!
Fertig? Das bin ich jetzt auch.
Euch ein langes Leben