Versiebter Tag
Des Moisheles' versiebter Tag
Eine nette Geste der Zettel am schwarzen Brett mit den Namen vom hiesigen Personal. Dahinter sind die jeweiligen Geburtsdaten zu lesen. Das entsprechende Geburtstagskind erhält aus dem kollegialen Kreis eine Kleinigkeit, sei es ein selbst gebackener Kuchen, eine extra Tasse kostbaren Kaffee, Segenswünsche u.ä.
Ein netter Brauch.
Jedoch, es fehlt seit Beginn an ein Name auf der List'.
Des Moisheles Name.
Im Innern dennoch die Hoffnung, wenn’s schon die Kollegen versieben, dann wenigstens nicht Bekannte, oder andere Menschen, die es Moishele
_ kennen _ , sogar diesen, seinen Tag persönlich kennen.
Die Sonne scheint durch's Fenster, es Moishele über Akten gebeugt - das Telefon regt sich. Eine Kollegin.
Es Moishele hegte schon Hoffnung auf Glückwünsche, stattdessen schilderte sie ihm in einem knapp zwei stündigen Gespräch, welche Probleme sie hat.
Auch Recht.
Nebenbei, weil der Kollegin ihr Geplabber dem Moishele auf die Nerven ging { es ist nämlich stets das gleiche Thema } , rief’s Moishele seine Mailboxen ab. Auf einer sehr selten genutzten Box eine elektronische Post.
Es Moishele hegte schon Hoffnung auf Glückwünsche, stattdessen wurde es Moishele auf eine berufliche Nachricht für ihn aufmerksam gemacht.
Auch Recht.
Zu einem späteren Zeitpunkt, das Telefonat war beendet, und auf dem Weg in ein anderes Zimmer schlurfend, begegnete dem Moishele ein Kollege, der das Moishele ansprach. Es Moishele hegte schon Hoffnung auf Glückwünsche, jedoch es stellte sich schnell heraus, daß der Kollege anderes im Sinne hatte.
Auch Recht. So erging’s dem Moishele den ganzen Tag.
Warum in aller Welt wollen alle Menschen um’s Moishele herum nur die Institution Moishele, aber niemals den Menschen?
Wo bleibt’s Innere vom Moishele? Wer interessiert sich denn für's Moishele?
Unterm Strich nehmen sich die Menschen unheimlich wichtig. Der andere, der Mitmensch, ist Luft, uninteressant, egal, nur das Abzapfen für das eigene Ego gilt.
Der Tag tat dem Moishele schon weh...
Wie oft eilt dem Moishele der Ruf voraus:
< Da, den kannst du fragen... Geh’ mal zum Moishele, der kann dir bestimmt helfen... >
Institution Moishele. Es Moishele hilft ja.
Der gibt dir eine Weisheitspille, und schon schaut dein Leben anders aus. Der gibt dir alles, damit du in Freude leben kannst. Der ist geduldig, der nimmt sich Zeit, der geht so richtig in seiner Tätigkeit auf etc..
Nett. Doch. Doch, doch. Danke für die Komplimente.
Es Moishele als Institution reduziert, nicht einmal so viel Wert hat’s Moishele, daß man ihm zum Geburtstag gratuliert. Nicht einmal sein Name steht auf der Liste, denn wer ist schon das Moishele? Wer schon? Hauptsache ich profitiere von der Institution namens Moishele!
War die Hoffnung auf Glückwünsche am Freudentag groß, wurde die Hoffnung am nächsten Tage weiter zerstört.
Was wäre, wenn’s Moishele ein Feuerwehrmann wär’? Oder ein Koch, ein Straßenkehrer, Arbeitsloser...? Würd’ man sich auch immer an ihn erinnern, wenn Hilfe nötig wäre?
Moisheles Familie? Jo, einen Tag später mit den Worten einer Entschuldigung, sie hätten keine Zeit gehabt, aber das Moishele würd’s ja verstehen.
Auch Recht.
Jo, das Moishele versteht nur zu gut! Wenn ihr wüßtet, was hinter eurem Verhalten steckt! Wenn ihr’s wüßtet!!
Ab diesem einsamen Tag hat’s Moishele einen Beschluß gefaßt:
Bis zu seinem nächsten Tag im kommenden Jahr wird’s Moishele keine Geburtstagswünsche an seine Umwelt verteilen. Schaun wir mal nach den Reaktionen, denn bekanntlich kommen Reaktionen nach Aktionen. Es Moishele weiß bei gewissen Menschen eh schon deren Reaktionen, sowie seine Antwort auf deren Kommentare:
Sie werden sich grämen, weil’s Moishele ihren Tag anscheinend vergeßen hat, sie werden ihn darauf mit der fadenscheinigen Fangfrage einfangen wollen:
< Hast' so viel Arbeit, nicht wahr, Moishele, da hast bestimmt meinen Ehrentag vergeßen? >
Es Moishele wird kontern:
Warum hast’s Moishele an seinem Tag vergeßen, wenn dir dein eigener so wichtig ist? Es Leben besteht nicht nur aus Nehmen, sondern auch in Geben, sei es auch nur eine einfache Geste, eingepackt als kleiner Wunsch.
Des Moisheles Abendpudding - zur Feier seines Tages
Am guten Tag sei guter Dinge,
am bösen bedenke:
Auch ihn hat Gott ebenso gemacht (Prediger 7,14)
Gott wartet darauf, daß du auch an dunklen Tagen Seiner Liebe vertraust, die hinter allem steht. An solchen Tagen leuchten die Sterne Seiner Zusage, wie:
- Ich will dich nicht verlassen noch versäumen am Hellsten. -
Schaue auf diese Sterne, halte die Zusagen im Glauben fest, und du wirst als ein Überwinder bewährt aus den dunklen Tagen hervorgehen.
Der Einzige, der den einzelnen Menschen nie vergißt, ist unser aller G'TT im Himmel. Diese Tatsache war dem Moishele’s Hoffnung, Trost, Gewissheit an diesem versiebten Tag. Es Moishele ist dem HERRN schon dankbar für sein eigenes Leben, doch ab und an bräuchte es Moishele auch einmal das Gefühl, daß man mit ihm als Mensch umgeht und daß er nicht immer als diese dämliche helfende Instiution zu fungieren hat.
Wartest nicht auch am Freudentag auf Menschen, die sich an Dich erinnern?
Wie fühlst Du Dich, wenn sich wer an Dich erinnert?
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